Fakultätsstrophen

Der Steiger (Glück auf) gehört zu den bekanntesten Studentenliedern. Er wird traditionell um Schlag Mitternacht in geselliger Runde gesungen und durch zahlreiche Fakultätsstrophen bereichert, die von einzelnen Vertretern der jeweiligen Fachrichtungen nach dem eigentlichen Haupttext angestimmt werden.

Glück auf

Glück auf, Glück auf!
Der Steiger kommt.
|:Und er hat sein helles Licht bei der Nacht:|
|:schon angezünd:|

Hat's angezünd',
es wirft seinen Schein,
|:und damit so fahren wir bei der Nacht:|
|:ins Bergwerk ein:|

Ins Bergwerk ein, da wo die Bergleut' sein,
|:die da hauen ja das Silber und das Gold
bei der Nacht:|
|:aus Felsgestein:|

Der Eine haut das Silber,
Der Andere das Gold;
|:und dem schwarz-braunen Mägdelein
bei der Nacht:|
|:dem sein sie hold:|

|:Ade, süße Maid:|
|:Und kehre ich nicht wieder aus dem finsteren Schacht:|
|:dann ade, Gute Nacht!:|

Fakultätsstrophen

Üblicherweise findet sich jemand, der den Steiger leitet. Dabei fragt er in die versammelte Runde:

"Sind ...... anwesend?"

Wenn Vertreter der gefragten Fakultät anwesend sind, antworten diese mit "sunt!" und stimmen dann ihre entsprechende Fakultätsstrophe an.
Die Strophen werden angestimmt mit:

"Wir ......'s Leut',
sein's kreuzbrave Leut'...

und dann fortgesetzt:

Gießer: ...denn wir gießen nur Fragmente und bezahlen Alimente...

Kaltumformtechniker. ...denn wir walzen, pressen, schmieden auch die Frauen, die wir lieben...

Maschinenbauer: ...denn wir bauen die Maschinen, die der Bierherstellung dienen...

...denn wir bauen die Maschinen, wo die Bergleut' dran verdienen...

...denn wir schmieren alle Rollen, und wir trinken nur die Vollen...

...denn wir bauen ja die Waffen, die die Feinde niederraffen...

...denn wir bauen dir zuliebe, noch ein Rädchen ins Getriebe...

Metallformer: ...denn wir walzen und wir klopfen, und vertragen manchen Tropfen...

und dann beendet mit:

|:...und saufen's aus:|

Bei der Wiederholung stimmen alle umstehenden mit ein


Keinen Tropfen im Becher mehr

1. Keinen Tropfen im Becher mehr
und der Beutel schlaff und leer,
lechzend Herz und Zunge,
angetan hat's mir dein Wein,
deiner Äuglein heller Schein
|: Lindenwirtin, du junge! :|

2. „Angekreidet wird hier nicht,
weil's an Kreide uns gebricht",
lacht die Wirtin heiter.
„Hast du keinen Heller mehr,
gib zum Pfand dein Ränzel her,
|:aber trinke weiter !":|

3. Tauscht der Bursch sein Ränzel ein
gegen einen Krug voll Wein,
tat zum Gehen sich wenden.
Spricht die Wirtin: „Junges Blut,
hast ja Mantel, Stab und Hut;
|:trink und laß dich pfänden!":|

4. Da vertrank der Wanderknab
Mantel, Hut und Wanderstab,
sprach betrübt: „Ich scheide.
Fahre wohl, du kühler Trank,
Lindenwirtin jung und schlank,
|:liebliche Augenweide!":|

5. Spricht zu ihm das schöne Weib:
„Hast ja noch ein Herz im Leib;
laß mir's, trauter Wandrer!"
Was geschah? — Ich tu's euch kund:
auf der Wirtin rotem Mund
|: brannte heiß ein andrer.:|

6. Der dies neue Lied erdacht,
sang's in einer Sommernacht
lustig in die Winde.
Vor ihm stund ein volles Glas,
neben ihm Frau Wirtin saß
|: unter der blühenden Linde. :|

Worte: Rud. Baumbach. 1877 (1840—1905), Weise i: Franz Abt, 1878 (1819—1885), (Aus d. Dt. Kommersbuch, Verl. Herder Frbg.)

Die Fakultätsstrophen werden zwischen der 4. und 5. Strophe des Liedes gesungen:

Kam daher von ungefähr ein Maschineningenieur
unter die blühende Linde.
Gab Frau Wirtin jung und keß, einen Kuß von 1000 PS,
/:unter der blühenden Linde.:/

Ein Student vom Maschinenbau
prüfte Frau Wirtin auf Sigma und Tau
unter der blühenden Linde.
Und danach mit altem Schwung
prüft er Form und Federung
/:unter der blühenden Linde.:/

Ein Student des Maschinenbaus
kam aus seinem Kesselhaus
unter die blühende Linde.
Er küßt die Frau Wirtin die ganze Nacht,
bis es im Getriebe kracht
/:unter der blühenden Linde.:/


Letzte Änderung: 09.12.2012